Marina Belobrovaja / Leitung des Projektes

Im Rahmen des Unterrichtsmoduls „Fremdes“ untersucht Marina Belobrovaja gemeinsam mit Studierenden der HKB die gesellschaftspolitische Dimension des Begriffs des Fremdseins und präsentiert das Resultat dieser Zusammenarbeit in Form von künstlerischen Interventionen an der Biennale Bern 2008.

Marina Belobrovaja (1976) ist in der Ukraine geboren. Nach ihrer Emigration nach Israel und der späteren Übersiedlung nach Deutschland studierte sie Bildende Kunst und Kunstvermittlung an der Universität der Künste in Berlin und an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie ist als Performance-Künstlerin bei diversen Ausstellungen und Performance-Festivals im In- und Ausland vertreten und ist ausserdem als Kunstvermittlerin tätig. Sie lebt in Zürich.
www.marinabelobrovaja.ch




Patrick Urwyler / Kuratorische Mitarbeit


Die kuratorische Betreuung des Projektes „Shuttlebus“ übernimmt Patrick Urwyler. In Zusammenarbeit mit Marina Belobrovaja entwickelt er das gestalterische Konzept für die Bespielung des Busses.
Ein Teil der erarbeiteten Kunstprojekte soll unter seiner kuratorischen Begleitung in die bestehenden Strukturen des Busses integriert werden – in Form von Lautsprecherdurchsagen, Fahrplänen etc. Für weitere Projekte, die ausserhalb des Busses stattfinden werden, wird das Publikum über im Shuttle angebrachte Werbeplakate und Dokumentationsmaterial informiert.

Patrick Urwyler (1981) ist in Köniz bei Bern geboren. Er studiert zurzeit an der Universität Bern am Institut für Kunstgeschichte den Monomaster in Ausstellungs- und Museumswesen. Er lebt und arbeitet in Bern.



Emmanuel Humbert / SfTM

Im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Tramlinie BernWest in Bümpliz entwickelt der Künstler ein fiktives Szenario einer temporären Evakuierung der Bümplizer Bevölkerung aus dem von den Bauarbeiten betroffenen Gebiet und untersucht die Frage nach dem Stellenwert von Solidarität und der Hilfsbereitschaft in unserer heutigen Gesellschaft. Die von Emmanuel Humbert im Rahmen seines Projektes gegründete „Stelle für Temporäre Migration“ (SfTM) soll sich um die Organisation einer vorübergehenden Unterkunft für die betroffenen AnwohnerInnen in einem der zentralen Berner Stadtquartiere kümmern. Im Rahmen der Aktion sollen sich die von SfTM ausgewählten „Gastfamilien“ für die im zugesandten Katalog aufgeführten „Flüchtlinge“ entscheiden.

Emmanuel Humbert (1974) ist in Fribourg geboren. Er lebt in Basel und studiert Bildende Kunst an der Hochschule der Künste Bern.



Fränzi Bieri / zu Hause

In ihrem Projekt geht Fränzi Bieri den Phänomenen der Heimat und der Fremdheit nach und versucht die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen in einer Klanginstallation zu vereinen. Die Antwort auf die Frage: Was ist dir fremd und was ist für dich ein Zuhause? sucht die Künstlerin zum einen in Gesprächen mit Asylsuchenden. Zum anderen stellt sie die gleiche Frage im Rahmen von geführten Interviews mit einheimischen SchweizerInnen, deren Weltsicht und politisches Engagement auf einem ausgeprägt patriotischen Heimatbegriff beruhen. Die Zusammenstellung der aufgenommenen Aussagen bildet die Grundlage des Projekts, das im Shuttlebus über Lautsprecher als eine akustische Kulisse ausgestrahlt werden soll.

Fränzi Bieri (1982) ist in Wolhusen/LU geboren. Nach ihrer Berufslehre als Dekorationsgestalterin mit Lehrbegleitender Gestalterischer Berufsmatur in Bern began sie ihr Studium der Vermittlung von Kunst und Design an der Hochschule der Künste in Bern. Sie lebt, studiert und arbeitet in Bern und Escholzmatt /LU.



Renee McGrath Abazovic / 6 Sekunden

Welche Augenfarbe hat eine Schweizerin? Wie breit darf ihre Nase sein? Aufgrund von welchen Merkmalen entscheiden wir, ob jemand dazu gehören darf und wem dies verwehrt bleibt? Das Verfahren der Einbürgerung in der Schweiz ist komplex, langwierig, oft undurchschaubar und kann bis zu fünf Jahre dauern.
Dem Aufruf der Künstlerin, an dem Experiment teilzunehmen, sind viele in der Schweiz geborene und zugezogene Personen mit unterschiedlichsten biographischen Hintergründen gefolgt und haben ihre Passfotos für die Aktion zur Verfügung gestellt. Hinter dem schwarzen Vorhang der Installation von Renee McGrath Abazovic liegt die schnelle und anonyme Entscheidung aufgrund der gesammelten Portraits ganz in den Händen der Biennale-BesucherInnen und wird lediglich anhand der vorgelegten Portraits getroffen.

Renee McGrath Abazovic (1978) ist in Sarajevo geboren. 1991 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach St. Gallen. Sie lebt und arbeitet in Bern und studiert zurzeit Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste Bern.



Fabiola Di Fulvio / Routenspur

Die alle Lebensbereiche der heutigen Gesellschaft erfassende Globalisierung macht sich nicht zuletzt in der zunehmenden allgemeinen Mobilität bemerkbar. Dem Drang zur Fortbewegung und dem Zwang zum Ortswechsel liegen zwar oft sehr gegensätzliche Lebenssituationen zugrunde. Dennoch versucht die Künstlerin in ihrem Projekt anhand aufgenommener Interviews die Begriffe „Tourismus“ und „Migration“ einander gegenüberzustellen. Anhand der aufgezeichneten Routen von PauschaltouristInnen und Reisenden in die exotische Ferne, sowie von Flüchtligen und MigrantInnen auf der Suche nach einem neuen Zuhause werden persönliche Weltkarten der Interviewteilnehmer entstehen, deren Geographie auf der subjektiven Wahrnehmung der jeweils zurückgelegten Wege beruht.

Fabiola Di Fulvio (1982) ist im Tessin geboren. Nach der Matur des Liceo Artistico Zürich besuchte sie die Accademia di Belle Arti in Florenz, die F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich und studiert zurzeit Bildende Kunst an der Hochschule der Künste Bern.



Andreas Egli & Christian Egli / -196°C


Mit ihrer Aktion beziehen sich Andreas und Christian Egli unmittelbar auf das Motto der diesjährigen Biennale: Die Samenspende stellt die wohl einzige moralisch nicht verwerfliche Form des Fremdgehens dar. Zugleich wird die spendende Person in der Aktion des Künstlerduos bis ins intimste Detail durchleuchtet. In der Offenlegung aller obligatorischen Vorgänge und allfälliger Tests, die eine freiwillige Samenspende an die zuständige Sammelstelle impliziert, steht der Samenspender im wahrsten Sinne des Wortes nackt da. Die irritierende Wechselwirkung zwischen der künstlerischen Inszenierung und der ihr zugrunde liegenden unmittelbaren Betroffenheit der Autoren wirft nicht nur die Frage nach den persönlichen Konsequenzen der Aktion auf, sondern versucht zugleich die gegenwärtigen und immer präsenter werdenden Existenzbedingungen in unserer Gesellschaft zu überprüfen.
Bei -196 Grad Celsius wird das Resultat dieser Aktion gelagert.

Andreas Egli, (1983) ist in Interlaken geboren. Im Rahmen seines Studiums der Kunstgeschichte und der Theaterwissenschaft besuchte er 2003-2005 die Universität Bern und studiert zurzeit Bildende Kunst an der Hochschule der Künste Bern.

Christian Egli, (1980) ist in Bern geboren. Seit dem Abschluss seines Philosophie- und Anglistikstudiums an der Universität Bern ist er als Business Analyst tätig. Ausserdem ist er als Künstler in Zusammenarbeit mit Andreas Egli aktiv. Er lebt und arbeitet in Zürich.

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